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Die Glasmenagerie

von Tennessee Williams

Von Gewissensbissen geplagt, ruft sich der Lagerhausarbeiter Tom Wingfield die Beweggründe ins Gedächtnis, die ihn vor vielen Jahren von seiner Familie flüchten ließen. Damals lebte er mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem Mietshaus in St. Louis. Während Tom seine dichterischen Ambitionen begraben muss, um die Familie mit der Arbeit in einer Schuhfabrik zu ernähren, träumt seine vitale Mutter von der Jugend in der Südstaatenaristokratie. Seine verschlossene Schwester Laura hat sich in die Traumwelt ihrer Glastierchensammlung zurückgezogen. Um sie aus ihrer Lethargie zu wecken, spielt die Mutter die Heiratsvermittlerin. Jim, ein Arbeitskollege von Tom, wird zu einem übertrieben festlichen Essen eingeladen. Laura, die Jim bereits in ihrer Schulzeit heimlich bewundert hatte, lebt sichtlich auf. Sie geht aus sich heraus und tanzt mit Jim, der sie in einem Moment des Gefühlsüberschwangs küsst. Als er sich kurz darauf verabschieben will, um seine Braut abzuholen, schenkt ihm Laura das gläserne Einhorn, das er ungeschickterweise beim Tanzen zerbrochen hat. Dann versinkt sie in tiefe Depression. Die Mutter macht Tom für den Misserfolg verantwortlich, und er verlässt, wie Jahre zuvor sein Vater, die Familie.

"Ein Spiel der Erinnerung" nennt Williams sein erstes Erfolgsstück, das autobiographisch geprägt ist. Wie Tom hatte auch Williams lange mit Mutter und Schwester zusammengelebt, wie Tom träumte er davon, als Dichter berühmt zu werden.

"Die Galsmenagerie" ist ein mit Symbolen beladenes Familiendrama, das von Tom, der sich direkt an das Publikum wendet, inRückblenden aufgeblättert wird. Als Erzähler und als handelnde Figur zugleich ist er auf zwei Ebenen aktiv. Wie oft bei Williams haben die Figuren ihren eigenen Lebensentwurf (noch) nicht gefunden und verlieren sich mit ihren Träumen und Illusionen von einem besseren Leben in der Zukunft oder der Vergangeheit.

(aus: Harenberg Schauspielführer, Dortmund 2003, gekürzt)

 

REGIE

Daniel Foerster

AUSSTATTUNG

Mariam Haas

DRAMATURGIE

Melanie Pollmann

AMANDA WINGFIELD

Hannelore Bähr

LAURA WINGFIELD, IHRE TOCHTER

Sophia Hahn

TOM WINGFIELD, IHR SOHN

Nicolas Handwerker

JIM O'CONNOR, EIN NETTER JUNGER MANN

Michel Kopmann

Pressestimmen

Vorhang auf für einen Blick in das Familienleben der Wingfields, [...] ein Spiel der Erinnerungen, das Regisseur Daniel Foerster sehr einfühlsam, zerbrechlich und zugleich gewaltig mit fantastisch erzeugten Bildern auf die Werkstattbühne bringt. Dazu ein brillantes Schauspielensemble, das jeder der vier Figuren Leben einhaucht. [...]

Das Leben der Drei spielt in einer kleinen Wohnung in einem tristen Hinterhof im St. Louis der 1930er Jahre. So ist auch das Bühnenbild, was die Einrichtung anbelangt, spartanisch. Grandios ist aber die Idee der drehenden Bühne, die nach außen durch Vorhänge, mal mehr mal weniger durchlässig, das Leben der Familie und das Kreisen um sich selbst darstellt, und es keinem einfach macht, sich daraus zu befreien. Mit Licht und Effekten zeichnet der Regisseur hier wunderschöne Bilder und Träume. Das ist Klasse gemacht.

Im Verlauf der Geschichte, die Tom aus seiner Sicht im Rückblick erzählt, wird die Traumwelt der Wingfields mit der Realität konfrontiert als Tom seinen Arbeitskollegen Jim (Michel Kopmann) mitbringt. Sofort macht die Mutter den netten jungen Mann krampfhaft zu einem potentiellen Heiratskandidaten für ihre Tochter. Im Abendkleid empfängt sie ihn zu einem übertrieben festlichen Essen. Auch Tochter Laura wird ausstaffiert damit sie hübsch ihrem einstigen Schulschwarm entgegentreten kann... Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Eines aber sei verraten: Eine großartige Sophia Hahn spielt die Laura so zerbrechlich, zart und glaubhaft, dass man wahrlich mitfühlt, wenn sie auch mal kurz aus sich herausgeht und tanzt oder sich vor Aufregung zur Begrüßung auf den Boden übergibt. Nicolas Handwerker ist ebenso überzeugend in seiner Zerissenheit zwischen Familie und Freiheitsdrang, wie Michel Kopmann als netter junger Mann. Grandios ist Hannelore Bähr, die alle Facetten ihrer Rolle mit einer solchen Hingabe und Ausdrucksstärke auf die Bühne bringt, dass man mitlebt.

Wochenblatt 21.01.2019

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