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Gas - Plädoyer einer verurteilten Mutter

von Tom Lanoye

Gas ist der Monolog einer Mutter. Der Mutter eines Terroristen, der einen Giftgasanschlag in der U-Bahn verübt hat. 184 Tote, darunter 70 Schüler und 20 Kleinkinder werden zu Opfern des Anschlags. Der Dschihadist wird noch am Tatort von der Polizei erschossen. Die Mutter erzählt. Sie kann nicht begreifen. Das Grauen ist nicht fassbar für sie, aber gleichzeitig geht es um ihren Sohn, ihr einziges Kind. Sie erzählt von ihrem Leben als alleinerziehende Mutter, erinnert sich an die Geburt, die Kindheit und Jugend, die Talente und Eigenheiten ihres toten Sohnes. Sie vergegenwärtigt sich ihre Beziehung zueinander, lässt ihre Liebe, ihr Unverständnis, ihre Fassungslosigkeit zu und rekonstruiert, wie der Sohn ihr langsam abhanden kam, sucht und gräbt in ihrem Gedächtnis nach möglichen Hinweisen, die sie nicht richtig gelesen haben könnte. Nein, sie will kein Verständnis, sie ist nicht auf Mitleid aus. Sie will einfach versuchen, sich über die Worte wieder neu zusammenzusetzen. Ohne seine Taten zu beschönigen und ohne sich selbst zu schonen, macht sie sich zum Spiegel unserer Gesellschaft.

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REGIE 

Daniel Foerster

AUSSTATTUNG

Mariam Haas

Lydia Huller
LICHT

René Zensen
DRAMATURGIE

Malin Nagel

Boris C. Motzki


MIT

Andrea Quirbach

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Pressestimmen

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Staub kratzt im Hals. Der Schutt hat sich viel Raum genommen. Nur an den Seiten sind zwei schmale Streifen frei, die Platz lassen für ein paar Stühle. Der ehemalige Supermarkt auf dem Gelände der früheren US-Kaserne im Rhein-Selz-Park bei Nierstein hat sich in ein Theater verwandelt. Die Szenerie spiegelt gleichsam die Zerstörung wider, die den Ausgangspunkt bildet für den Monolog einer zerrissenen Frau, als auch das Chaos, das damit in ihr ausgelöst wurde.

Der 1958 geborene flämische Autor Tom Lanoye hat sich in „Gas – Plädoyer einer verurteilten Mutter“ vor zwei Jahren eines Themas angenommen, mit dem die Welt tagtäglich in den Nachrichten konfrontiert wird. Der aus Göttingen stammende Regisseur Daniel Foerster hat das Werk für das Mainzer Staatstheater nun an ungewöhnlichem Ort und entgegen der weit verbreiteten Meinung, man müsse den Terror des Islamischen Staats (IS) nicht auch noch auf die Bühne bringen, inszeniert.

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Quirbach macht in ihrem facettenreichen Spiel deutlich, dass diese Frau, die sich nicht erdrücken lassen will von der Last, die ihr aufgebürdet wurde, die immer wieder aufbegehrt und erhobenen Hauptes den Anfeindungen entgegentritt, auch eine ganz andere sein könnte. Einmal nimmt sie kurz Platz im Publikum, um dieses zu verdeutlichen, reiht sich ein in die Menge, bittet freundlich um Verzeihung, dass ihr schützender Steppmantel die Nachbarn streift. [...] Rastlos geht sie umher auf den Trümmern ihres Lebens, versucht sich auch bildlich reinzuwachsen von den Vorwürfen, die auf sie herabregnen, als ein paar Minuten lang Wasser von der mit freigelegten Rohren und Kabeln bespickten Decke herabströmt.

Es ist ein intensiver, zwischen so vielen verschiedenen Gefühlen pendelnder Monolog, den sich Lanoye erdacht und in prägnante Worte gefasst hat. Quirbach spricht und spielt ihn überzeugend, wohltuend zurückhaltend, ohne aufgesetzte Gesten und gerade deshalb so tiefgehend. Die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens, das Unerklärliche erklärbar zu machen, trifft ins Mark.

Frankfurter Neue Presse

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