top of page

Herz aus Polyester (UA)

Sarah Calörtscher

PREMIERE AM 27. SEPTEMBER 2024

Die Ressourcen auf der Erde sind beinahe vollständig aufgebraucht und eine geheimnisvolle Krankheit bringt alles Leben zum Stehen: Auf den Straßen türmen sich plastifizierte Körper derer, die nicht fliehen konnten. Durch die Körper der Infizierten fließt das Blut langsamer, und die Bewegungen werden träger, wenn das Plastik, welches sich mikroskopisch klein im Körper befindet, alle Poren verschließt und den Organismus zum Stillstand bringt.

Die einzige Hoffnung liegt auf dem Mars, und um herauszufinden, welche der verbliebenen Erdlinge es verdienen, vor der Plastifizierung und der untergehenden Erde gerettet zu werden, wurde von denen, die bereits auf dem Mars leben, ein Algorithmus geschaffen. Dieser soll eine ausgewählte Gruppe Erdlinge auf ihre Eignung auf einen der wenigen Plätze auf der Marskolonie prüfen. Doch plötzlich fängt der Algorithmus an, sich sonderbar zu verhalten und eigene Überlegungen zu den Erdlingen, ihrer Not und auch seinen geheimnisvollen Erschaffer anzustellen.

Sarah Calörtscher ist Autorin, Dramaturgin und Musikerin und erhielt für ihr erstes Theaterstück Herz aus Polyester den renommierten Kleistförderpreis 2024. In ihrer Arbeit sucht sie nach musikalischen Erzählstrukturen und schafft Sprachgebilde, die zukunftsgebend für die Möglichkeiten und Ausdrucksmittel für das digitale Erzählen aus der Bühne sein können.

ERDLING EINS, MIKROPLASTIKTEILCHEN,
PROTAGONISTEN

Leon Rüttinger
ERDLING ZWEI, MIKROPLASTIKTEILCHEN,
PROTAGONISTEN

Svenja Liesau
ERDLING DREI, MIKROPLASTIKTEILCHEN,
PROTAGONISTEN, DER DIE FEUERKUGEL
REITENDE URZWERG

Peter René Lüdicke
EIN ALGORITHMUS

Daria von Loewenich
VOYAGER I

Almut Zilcher (Stimme)
VOYAGER II

Beatrice Frey (Stimme)

INSZENIERUNG

Daniel Foerster

BÜHNE UND KOSTÜME

Robert Sievert

MUSIK

Jan Preißler

LICHT

Peter Grahn, Amalia Herrmann

DRAMATURGIE

Jasmin Maghames

Pressestimmen:

"Die Zeit, in der Science-Fiction nur ins Kino gehört hat, ist vorbei. Wummernde Bässe mischen sich mit Computersounds und fließen weiter in die Körper der Erdlinge. Die zittern und zappeln zu den Befehlen des Algorithmus, zucken zusammen wie vom Blitz getroffen. Sarah Calörtschers Stücktext, für den sie mit dem Kleist-Förderpreis 2024 ausgezeichnet wurde, könnte kaum besser aufgehen als in diesem Ensemble. Rüttinger, Liesau und Lüdicke harmonieren in ihrem Spiel ausgezeichnet. Dem schnellen Wortwechsel zwischen dem Algorithmus und den drei Erdlingen folgen die Augen des Publikums wie einem Tennisspiel.

Ein Highlight des Abends ist die Performance von Peter René Lüdicke als der die Feuerkugel reitende Urzwerg, eine weitere skurrile Idee des Stücks. Bekleidet mit einem roten Fransenmantel und einer blonden Langhaarperücke schiebt er einen prall gefüllten Einkaufswagen auf die Bühne. Im Gepäck hat er neben Spielzeug-Saxofon, Fußball und Plastikbechern – „Polyethylen, Polyprobylen, Polyethylenterephtalat …“ – den Kern der Uraufführung:

„Ist es die Natur der Dinge, sich immer weiterzuentwickeln? Wie wäre es, wenn wir alle mal entscheiden, zu schrumpfen?“, möchte der Urzwerg wissen. Die Menschen streben immerfort nach Wachstum, Evolution und Expansion, aber irgendwann ist damit Schluss. Charmant komisch mimt Lüdicke die Figur in bester Rumpelstilzchen-Manier. „Vielleicht ist der Stillstand ein notwendiger Zwischenschritt vor dem Schrumpfen.“

Die Botschaft ist nicht neu, ihre Ausgestaltung ist es allemal. Sarah Calörtscher hat eine Spielwiese für digitales Erzählen auf der Theaterbühne geschaffen, wie wir es in Zukunft immer häufiger sehen werden. Zum Schlussapplaus der Premiere verbeugt sich auch die Autorin. Sie trägt den gleichen grau-weiß gestreiften Oversized-Blazer wie Daria von Loewenich als der Algorithmus."

Theater der Zeit, Rebecca Preuß, 1.10.2024





 

bottom of page