Iphigenie auf Tauris
von Johann Wolfgang von Goethe
Iphigenie ist eine Fremde auf Tauris. Sie kann sich der neuen Kultur, in der sie lebt, nicht anpassen und sehnt sich zurück nach Griechenland, wo sie einst von der Göttin Diana vor dem Opfertod gerettet und als Priesterin nach Tauris gebracht wurde. Auf Tauris herrscht König Thoas, den Iphigenie dazu überredete, die uralte barbarische Sitte auszusetzen, nach der jeder Fremde im Tempel der Göttin geopfert werden muss. Als aber Iphigenie den Heiratswunsch des Königs ablehnt, demonstriert er seine Macht, indem er das grausame Opferritual wieder einführt. An dem Fremden, der von den Soldaten des Königs gefangengenommen wurde, will der gekränkte Thoas ein Exempel statuieren. In dem zum Tode verurteilten Mann erkennt Iphigenie ihren Bruder Orest. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um von der Insel in das geliebte Griechenland zu fliehen. Doch Iphigenie bringt es nicht übers Herz, Thoas zu hintergehen. Sie enthüllt ihm den Fluchtplan und legt damit ihr Schicksal und das ihres Bruders in Thoas’ Hände.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe, 1749 in Frankfurt am Main geboren, gilt als einer der bedeutendsten Dichter der deutschsprachigen Literatur. Seine Werke zählen bis heute zu den Meisterwerken der Weltliteratur. Er begann sein Jurastudium 1768 in Leipzig, das er aber wegen einer schweren Krankheit unterbrach und 1771 in Straßburg fortsetzte. Auf Einladung von Herzog Carl August zog er nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete und das Hoftheater leitete. Seine beiden Italienreisen (1786 bis 1788 und 1790), die er nach persönlichen und künstlerischen Krisen unternahm, empfand er als Wiedergeburt. Goethes Werk umfasst Lyrik,
Dramen, Epik, autobiografische, kunst- und literaturtheoretische sowie naturwissenschaftliche Schriften. Er starb 1832 in Weimar.
​
REGIE
Daniel Foerster
BÜHNE UND KOSTÜME
Robert Sievert
DRAMATURGIE
Sonja Bachmann
​
IPHIGENIE / ARKAS / THOAS
Marina Poltmann
IPHIGENIE / ARKAS
Rebecca Klingenberg
OREST / PYLADES / THOAS
Bastian Dulisch
OREST / PYLADES / THOAS
Florian Donath
​
​
Pressestimmen
​
Ausblicke auf das weite Meer
Frischen Wind wollte er ins Theater bringen. Einen wahrhaft atemberaubenden Abend hat Daniel Foerster mit Goethes „Iphigenie auf Tauris“ im Haus am Wall inszeniert. Im DT-2 hat er die Spielzeit sehr gelungen eröffnet.
Erste Ausblicke erhält das Publikum auf das weite Meer und eine Strandbar (Bühne und Kostüme: Robert Sievert), allein eine Statue im Hintergrund erinnert noch an die Antike. In diesem Raum verhalten sich vier Menschen. Florian Donath, Bastian Dulisch, Rebecca Klingenberg und Marina Lara Poltmann bestreiten den Abend, auf der Insel Tauris mit Strandbar und Tisch. Es ist ein Kampf mit der Vergangenheit, den sie führen.
Gleich im ersten Bild macht Foerster das deutlich: Ein Mensch wird auf dem Altartisch geopfert, vor den Augen aller genussvoll ausgeweidet. Ist das das Schicksal der Tantaliden? Der Halbgott Tantalus hatte seinen Sohn als Mahl der Götter geopfert, um sie auf die Probe zu stellen. Seine Strafe: Sie verstießen ihn zu ewiger Qual und verfluchten seine Familie. Jedes Familienmitglied werde ein Mitglied der eigenen Familie töten und damit große Schuld auf sich laden. Mit diesem Fluch muss Iphigenie kämpfen. Kann sie siegen?
In einer klugen Fassung hat das Team um Foerster mit Dramaturgin Sonja Bachmann das Versdrama um die Titelheldin auf das Wesentliche verknappt und konzentriert – wie ein Schiff, das durch Stromschnellen in den Hafen steuert, spitzt sich Konflikt auf den Höhepunkt zu, um schließlich seine Auflösung zu finden.
In einem bunten Wechselspiel – die Frauen im Jumpsuit, die Männer in strandtauglicher Freizeitkleidung - springen die vier Schauspieler direkt und unvermittelt von einer Rolle in die nächste. Vorausgesetzt die Handlung ist in Grundzügen bekannt, kann der Zuschauer diesen Wechseln gut folgen. Nur für König Thaos ist ein blaues Sakko ein untrügliches Erkennungszeichen. Auch ohne solch ein Merkmal ist es klar: Rebecca Klingenberg spielt am Anfang den Boten.
In dem unglaublichen Blutbad macht Marina Lara Poltmann zu Anfang des Spiels Iphigenies „Finger“ nicht schmutzig. Doch die Priesterin wird immer tiefer in die Katastrophe hineingezogen, so kann später Rebecca Klingenberg, blutbefleckt, für die Titelheldin sprechen.
Der irrt, wer glaubt, dass mit diesem Wechselspiel eine Reduktion der Figuren auf Schablonen einhergeht. Unglaublich intensiv sind die Emotionen, die immer wieder im Großformat aufgezeigt werden. Fabian Hartje fängt Gefühle mit der Kamera ein. Wo sonst das Meer um Tauris wogt, prangen verzweifelte Gesichter, durch die Kamera wird der Hinterbühnenraum zum Irrgarten von Orests Wahnphantasien.
Cut – wie in einem Amoklauf drohen die Männer plötzlich mit Maschinengewehren. Mit Pistolen und ihrer Wortgewalt kann Iphigenie deeskalieren. Mit Orest und Pylades reist sie ab, der König bleibt zurück mit einem langsamen Song: „I hear babys cry“ lautet eine der Zeilen. Das Leben geht weiter – geschlagen der Fluch? Nachdenklicher Applaus für eine große Leistung.
HNA Kassel
​
Goethes »Iphigenie von Tauris« neu erzählt
»Ein Klassiker ernst genommen: Daniel Foerster hat Goethes ›Iphigenie auf Tauris‹ am Deutschen Theater Göttingen inszeniert. Die Premiere am Donnerstag auf der Studiobühne war ein lange beklatschter Erfolg … Diese ›Iphigenie‹ ist hochemotional erzählt, spannend, lebendig. Dafür leisten die vier Darsteller auch viel körperliche Arbeit, spielen mit vollem Körpereinsatz. Überzeugend und effektvoll sind die mit Live-Kamera gefilmten Szenen hinter der Bühne. Die Musikeinspielungen sind vielfach atmosphärisch fein, manchmal aber brüllend laut – wummernde Basstöne als kleine Schläge in die Magengrube. Marina Lara Poltmann spielt grazil-sportlich und singt sehr hübsch. Bastian Dulisch entzückt mit einer Gesangseinlage, die er auf der Ukulele selbst begleitet. Besonders souverän kommt Rebecca Klingenberg mit Goethes Sprache zurecht. Und Florian Donath macht sich als Menschenopfer ebenso gut wie als blond-schopfiger König. Der lautstarke Beifall für das Ensemble sowie Regisseur und Bühnenbildner war verdient.« Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt 21.9.2019
​
Ein Plädoyer für Humanismus in Versform
»Die 1 Stunde und 45 Minuten waren kurzweilig, weil neben den bereits bekannten Gesichtern von Florian Donath und Rebecca Klingenberg, der Abend einem die Gelegenheit gab gleich zwei neue Mitglieder des Ensembles kennenzulernen. Marina Lara Poltmann als Iphigenie war erfrischend zu beobachten, wie sie mit Leichtigkeit und innere Stärke die Hauptrolle beherrschte sowie Bastian Dulisch, der gleich in den ersten Minuten seines Auftritts, einer musikalischen Einlage, mit einer angenehmen Bühnenpräsenz das Publikum vom Fleck weg für sich gewinnen konnte.« Ingrid Rosine Floerke, Scharfer Blick/Kritikerclub 27.9.2019
​
Ausblicke auf das weite Meer
»Einen wahrhaft atemberaubenden Abend hat Daniel Foerster mit Goethes ›Iphigenie auf Tauris‹ im Haus am Wall inszeniert. Im DT-2 hat er die Spielzeit sehr gelungen eröffnet. Erste Ausblicke erhält das Publikum auf das weite Meer und eine Strandbar (Bühne und Kostüme: Robert Sievert), allein eine Statue im Hintergrund erinnert noch an die Antike … Unglaublich intensiv sind die Emotionen, die immer wieder im Großformat aufgezeigt werden … Nachdenklicher Applaus für eine große Leistung.« Ute Lawrenz, hna.de 23.9.2019